Yarinistan

In den 80ern und 90ern war Nedim Hazar Sänger und Frontmann der
deutsch-türkischen Band Yarinistan. Die Band veröffentlichte vier Alben,
bekam den Preis der deutschen Schallplattenkritik, erreichte Charts-Platzierungen
in Kanada, England und in den Listen des SWR. Sie gab allein in Deutschland
über 200 Konzerte, die ehemalige DDR eingeschlossen.

Foto: Berlin, 1988 - Yarinistan-Archiv


Yarinistan? Das ist die bewusst falsche Übersetzung des deutschen Begriffes „Morgenland‟.

Nedim Hazar und Geo Schaller, Gründer der populären ethno-rock Band in den 80er Jahren bevor dem Mauerfall, tauften die Gruppe das „Land von Morgen‟ auf Pseudo-Türkisch. Yarinistan schrieb und spielte Songs über das Zusammenprallen von Türken und Deutschen.

Yarinistan-Zeichnung des türkischen Malers Abidin Dino (1913 -1993)

Bei („Türken sind froh“) geht es zum Beispiel darum, wie beschissen es Deutschland gehen könnte, wenn die Türken es nicht putzen würden. Das Lied („Max und Gülistan“) handelt von heimlichen Liebesabenteuern junger Migranten mit Deutschen. Mit („Lorke“) betraten sie ein damals unvorstellbares Neuland: sie spielten kurdische Diskomusik. Einige Ihre Stücke schafften es in populäre Radiocharts. Sie spielten auf Bühnen fast überall in Deutschland, der ehemaligen DDR, in verschiedenen europäischen Ländern und in der Sowjetunion der Gorbatschow-Epoche. 

Nach etwa 250 Konzerten und 4 veröffentlichten Alben, zog das Duo in die Welt des politischen Musik-Kabaretts. Mit jeweils knapp 100 Aufführungen, zählten „Alles was sie schon immer über den Islam wissen wollten...“ und „Dieses Gericht enthält kein Schweinefleisch“ zu den erfolgreichsten deutschen Produktionen der frühen 90er Jahre.

Das Duo driftete 1994 erstmal auseinande. Dabei spielte für die Musiker auch das allgemeine, rassistische Klima (Brandstiftungen in Solingen, Mölln usw.) eine wichtige Rolle. 

Für die Dreharbeiten für den Musikfilm „Unsere Inseln“ kam das Duo wieder zusammen. Hazar führte Regie, Schaller übernahm die musikalische Leitung und den Soundtrack. Daraus entstand ein neues Album in Zusammenarbeit mit verschiedenen türkischen und griechischen Musikern. 

Last but not least, hat das Duo Yarinistan 2016 ein Anti-Erdoğan-Song veröffentlicht: „Der Bürgermeister und die Katzen“.

Einige Pressekritiken aus frühen Jahren

  • Wenn Nedim aus der Türkei auf seiner Ud zupft, wenn Geo Schaller aus Deutschland der Flöte den nasalen Ton entlockt und gleich darauf die Trommel rhythmisch schlägt, dann entführen sie die Zuschauer in das Land, wo die Sonne aufgeht: das Morgenland, das das Abendland Jahrhunderte lang mit seiner Kultur befruchtete.
    Westfälische Rundschau
  • Yarinistan hat entschlossen dafür gesorgt, dass einem die Vorstellung von Amusement in der Kleinkunst gründlich durcheinander kam. Sicher, es wurde gelacht. Klar, auch Herz und Schmerz kamen nicht zu kurz. In allererster Linie waren da jedoch zwei junge Musiker angetreten, ihrem Publikum falsche Vorstellungen auszutreiben. Fast könnte man sagen, dass der Konflikt zwischen der islamischen Welt und dem Westen einen neuen Antagonismus gebiert. Vor allem aus diesem Grunde sind Veranstaltungen wie diese wichtig, weil sie neben Amusement und wohldosierte Exotik Informationen vermitteln über eine Religion, die man nur in Versatzstücken kennt, über Menschen, deren Weltbild uns nur noch zum Klischee verkürzt erreicht.
    Gabriele Weingartner, RFZ
  • Die interessanten Rhythmen der Balkanfolklore, die reizvollen Klänge der traditionellen Volksinstrumente im Zusammenspielt Instrument des Rock lassen wirklich einmal mehr dieFrage aufkommen, warum wir uns mit der vergleichsweise langweiligen amerikanischen Einheitsware begnügen sollen, die die Welt beherrscht.
    Thomas Rotschild, Frankfurter Rundschau
  • Die beiden erwiesen sich nicht nur als hinreißende Musiker, sondern auch als erstaunliche Animateure. Ihr Spektrum reichte von türkischen, kurdischen und aserbaidschanischen Liedern bis zum (immer noch) wilden Francois Villon.
    Schwäbisches Tageblatt
  • Geo Schaller und Nedim Hazar vollbringen mit ihrem literarisch-musikalischen Brückenschlag zwischen Orient und Okzident das Kunststück, vor der dem aktuellen Hintergrund wachsender Ausländerfeindlichkeit über die kulturelle Vernetzung aufzuklären, ohne sich in aufklärerischen Ermahnungen zu verlieren. Ihr Ausflug ins Musik-Theater ist ein sehenswertes Bühnen-Experiment mit beträchtliche Tiefgang. Fazit: Unbedingt empfehlenswert.
    Anja Bezold, Nürnberger Nachrichten

Musikclips

Neue Videos (2013 - 2016)

Der Bürgermeister und die Katzen

Neuester Musikclip

Tewle Tewle

Aufgenommen im kurdischen Dorf Schkefta bei Batman in der Türkei.

Unsere Inseln

Finalszene von „Unsere Inseln“featuring Vassiliki Papageorgiou,
Taner Öngür und viele andere


Ältere Videos (1980er Jahre)

Bilmem Şu Feleğin Bende Nesi Var

Hochzeitsszene aus Hark Bohms Film "Yasemin" feat. Toto Karaca, Şener Şen und viele andere.

Max und Gülistan

Ost Berlin, ehem. DDR

Lorke

RTL, Köln

Davul Çaldım

Duisburg, Rheinhausen

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