Sarkis und ein Klavier

DOKUMENTARFILM / 2010 / 49 MIN.

Foto: Gülşin Ketenci


Gedreht parallel zur Eröffnung seiner Ausstellung im Istanbul Modern 2010, zeichnet „Sarkis und ein Klavier“ ein aktuelles Porträt und reflektiert die innere Welt des armenischen Künstlers, einen der weltweit führenden Figuren der Installationskunst.

Museum Istanbul Modern, 2010: Gabelstapler bringen Objekte an ihre Plätze, Plakatierer hängen riesige Fotografien auf, Werke des Konzept- und Installationskünstlers Sarkis aus verschiedenen Museen der Welt werden vorsichtig aus ihren Holzkisten geholt. Das Istanbul Modern Team bereitet die „größte Ausstellung eines lebenden Künstlers aus der Türkei, die es je gab“ vor und Sarkis ist überall mit dabei. 

Kurator Levent Çalıkoğlu macht sich Sorgen: „Sarkis ist kein Künstler, den wir chronologisch darstellen können. Er hat weltweit über fünfhundert Ausstellungen. Nach welchen Kriterien sollen wir uns bewegen? Er ist ein schwieriger Künstler, bringt viele Dinge nebeneinander, definierte oder nicht definierte Objekte. Auf einmal werden sie zu Instrumenten der Ausstellung.“ Der aus Hamburg eingereiste Kunsthistoriker und begeisterte Sarkis-Experte Prof. Uwe Fleckner interpretiert die Situation anders: „Was Sie hier sehen, ist keine Ausstellung, sondern eine Oper.“

Sarkis Zabunyan, 1938 in Istanbul geboren lebt seit 1964 in Paris. Bei den Dreharbeiten zu diesem Film, führte der Künstler christlich-armenischer Abstammung Hazar und sein Team zur Wohnung seiner Eltern. Diese hat er nicht nur erhalten, sondern in eine „geheime“ Galerie verwandelt. Sarkis: „Mein Vater war Metzger hier. Wir waren finanziell gut situiert. Ich musste jedoch in den Sommerferien immer arbeiten. Meine erste Arbeit als 7-Jähriger bestand darin, verbogene Nägel vom Boden des Schuhmacherladens meines Onkels aufzusammeln und sie gerade zu biegen. Kaputte Nägel wegzuwerfen war nicht vorstellbar in unserer Familie. Das wurde zur Gewohnheit. Deshalb existieren einige Objekte der Ausstellung schon seit Jahrzehnten“.

Talimhane, das Viertel in dem die Familie von Sarkis lebte, liegt unmittelbar in der Nähe vom Istanbuler Taksim-Platz und war bis in die 1970er Jahre von der armenischen und griechischen Minderheit der Türkei bevölkert.

Sarkis überzeugt das Drehteam davon, mit ihm zusammen nach Edirne, an der Grenze zu Bulgarien zu fahren. Dort liegt die Selimiye Moschee, das große Werk des Architekten Sinan. In seinen Werken und Visionen sei Sarkis maßgeblich vom armenischen Architekten des osmanischen Hofes beeinflusst.

An einem für Touristen geschlossenen Tag verwendet er die technische Ausrüstung des Teams, um über 20 Minuten lang den inneren Klang der Hagia Sophia Kirche in Istanbul aufzunehmen. Im Anschluss zerbricht Sarkis die Aufnahmekassette, entrollt das lose Band und kreiert daraus eine „Skulptur“ vor Ort in der Hagia Sofia. Diese Arbeit wird zu einem weiteren Objekt der eigentlichen Ausstellung in Istanbul Modern. So wird die Grenze zwischen dem Protagonisten und dem Filmteam nichtig. 

Dieser Film, hier mit englischen Untertiteln zu sehen, erzählt zugleich die bezaubernde Geschichte eines alten Klaviers als auch die Ereignisse beim Sterben der Mutter des Künstlers.

BUCH UND REGIE

Nedim Hazar Bora

KAMERA

Gürkan Özgümüş

PRODUZENTIN

Gülşin Ketenci

PRODUKTION

NTV Türkei

SPONSOR

Garanti Bank

ERSTE AUFFÜHRUNG

13.11.2009, 
Istanbul Modern Museum für 
zeitgenössische Kunst

AUSSTRAHLUNG

NTV Türkei

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