Meine Mutter gehörte zum Schapsugen Stamm der Tscherkessen aus Kaukasien. 1864 mussten ihre Vorfahren Russland verlassen und kamen zur Schwarzmeerküste der heutigen Türkei. Dort landeten auch die Eltern von meinem Vater, die in Prosotsani in Griechenland lebten und 1924 ebenfalls auswandern mussten. Mein Großvater war Bürgermeister von Bafra und später Parlamentsabgeordneter.
Die Liebe zwischen meine Eltern kam nicht gut an bei ihren Familien, deshalb kam ich in Ankara zur Welt. Dort besuchte ich die französische Kita und kannte schon als 4-Jähriger den Text von „Frère Jacques“ auswendig.
Die Liebe zwischen meine Eltern hielt nicht an. Meine Mutter wanderte nach Australien aus und nahm meine Schwester und mich mit – ein mutiger Schritt für eine Frau zur damaligen Zeit.
In Sydney besuchte ich Auburn Primary School, wurde dort Dux (Schulbester) und durfte danach die renommierte Fort Street High School besuchen. Zu dieser Zeit wurde ich ein großer Fan von John Lennon und konnte „Lucy In The Sky With Diamonds“ auswendig.
Aufgrund pubertärer Eigenwilligkeit bin ich von Zuhause abgehauen und ließ mich in Eden an der Südwestküste Australiens nieder. Dort lebte ich bei einer christlichen Aborigine-Familie und sang Gospels. Nach drei Monaten wurde ich von meiner Mutter aufgefunden und nach Istanbul geschickt, um die türkische Kultur und Sprache zu lernen.
Ein Jahr nach meiner Ankunft in Istanbul starb mein Vater. Ich besuchte das angesehene Gymnasium „Kadıköy Maarif Koleji“. Der Unterricht war auf Englisch und ich lernte die Musik des Opernsängers Ruhi Su, der anatolische Lieder neu interpretierte kennen. Später begann ich ein Schauspielstudium in Kadiköy, das ich bald abbrechen musste:
Da Schulen und Unis während der turbulenten 70er Jahre der Türkei politisch geprägt waren, entschied ich mich für eine linke Bewegung, die mir sympathischer vorkam als die grauen Wölfe, aber beim Staat kein Anklang fand. Meine politische Gesinnung führte zu zahlreichen Verhaftungen aus willkürlichen Gründen. Einmal hieß es, ich habe mit einem Akkordeon Arbeiter zum Streiken provoziert. Ich verbrachte deshalb anderthalb Monate im Gefängnis. Nach 40 Jahren ist dieser Aktenvermerk immer nicht gelöscht - sogar eine Zeitung berichtete darüber.
Nachdem es in Istanbul immer ungemütlicher für mich wurde, wanderte ich nach Köln aus. Zwischen 1983 und 1986 war ich als Schauspieler bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen engagiert und spielte außerdem in verschiedenen Filmen als Türke mit, u.a. in „Yasemin“ von Hark Bohm. Er und Dario Fo, den ich live erleben und kennenlernen durfte, inspirierten mich. 1983 wurde ich Vater. Zwei weitere Kinder kamen später zur Welt.
1986 gründete ich zusammen mit Geo Schaller die Band „Yarinistan“ mit der ich bis 1993 zwischen London und Alma Ata unterwegs war. Alben, Preise, Charts-Platzierungen und über 20 Fernsehen-Auftritte folgten. Wir sangen Songs über heimliche Liebesabenteuer zwischen jungen Migranten und Deutschen.
Ab 1993 war ich als Moderator und Autor für verschiedene Radiosendungen tätig. Ab 1997 folgten Fernseh Sendungen im WDR. Ein Jahr später absolvierte ich eine Filmschule in Amsterdam und drehte 2001 ich meinen Debütfilm "Zuflucht am Bosporus" für ZDF/3Sat.
Aus privaten Gründen wanderte ich 2003 nach Istanbul aus. Ich fühlte mich wieder willkommen und habe dort Musikfestivals organisiert und dutzende Dokumentarfilme, Doku Serien und Soaps gedreht - zunächst frei, ab 2006 unterm Dach des damals angesehenen Privatsender NTV, der übrigens mit dem gleichnamigen deutschen Sender nicht in Verbindung steht. Viele der Filme bekamen breite Resonanz in den Printmedien, Preise und hatten hohe Einschaltquoten.
2010 heiratete ich wieder - eine deutsche Frau, die ich in Istanbul kennenlernte. Wir lebten auf den Prinzeninseln und schauten Sonntagabends „Tatort“, den wir über Satellit empfangen konnten.
Während der Gezi-Proteste am Taksim-Platz 2013, wurde ich zusammen mit vielen anderen NTV-Kolleg*innen vom Sender entlassen. Ich produzierte danach in Eigenproduktion zwei lange Dokumentarfilme. Zuletzt wohnten wir in Mardin im kurdischen Gebiet und in Antakya.
2018 wurde es in der Türkei wieder ungemütlich. Meine Frau wurde als Staatsfeind eingestuft und aus dem Land abgeschoben. Wir mussten Hab und Gut verkaufen und haben uns in der neuen Heimat Königswinter niedergelassen - nicht davor und nicht dahinter. 2019 gründete ich zusammen mit Alessandro Palmitessa und Klaus Mages die Formation „Die Mampen“ - with a little help from friends:
Kabarettisten Robert Griess, Fatih Cevikkollu, Regisseur Heinz Kloss und mein ältester Sohn Ekrem (Eko Fresh) unterstützten uns bei der Entstehung des Musikrevues „Lieder und Geschichten im Transit“.