1978 erklärten feudale Herren dem Dorf Schkefta den Krieg. Sie hatten es auf die Ländereien der Bauern abgesehen. Diese aber setzten sich zur Wehr. Die Männer der Großgrundbesitzer umzingelten das Dorf über Monate und schossen von der anderen Seite des Flusses auf alles, was sich bewegte. Sie schickten eine Bombe, die in einem Lebensmittelsack verborgen war. Acht Menschen starben beim Öffnen des Sackes. Die Schkeftaner liessen sich dennoch nicht vertreiben.
Nach dem Militärputsch 1980 wurden nahezu alle Männer von Schkefta verhaftet, eingekerkert und schwer gefoltert, weil sie angeblich PKK-Mitglieder waren. Die zurückgelassenen Frauen übernahmen dann die Geschäfte. Als die Männer in den 1990er Jahren freigelassen wurden, forderte die Armee, dass sie „Dorfschützer“ werden - Para-Milizen gegen kurdische Guerillas. Sie lehnten ab und erneut wurde das Dorf belagert - dieses Mal durch türkische Soldaten. Die Kommandeure verhängten ein Embargo über das Dorf - niemand kam herein oder heraus. Sie stellten ein Ultimatum: „Entweder werdet Ihr Dorfschützer oder wir werden das Dorf verbrennen.“
Die Schkeftaner schrieben Protestbriefe an politische Parteien und die Regierung; sogar an US Präsident Clinton. Der türkische Unternehmer Cem Boyner intervenierte in letzter Minute in Ankara. Das Dorf entging so nur knapp der totalen Zerstörung.
Danach gründeten die Bauern eine Kooperative und kauften einen Bagger, um Sand aus dem Fluss zu verarbeiten. Mitten in dieser rauhen Landschaft entwickelte sich Schkefta zum vermutlich schönsten Dorf am Tigris. Die Straßen wurden gepflastert, Abwasserleitungen angeschlossen. Schkefta war umringt von Gärten und Feldern. Dann kam der Bau des Ilisu-Staudamms 60 km flussabwärts. In dieser Phase trafen die Schkeftaner mit Nedim Hazar und seinem Team zusammen. Gemeinsam begaben sie sich auf eine 18 Monate lange Filmreise, angefangen von ihrer eigenen Vergangenheit, über Ereignisse des armenischen Volksmordes, wie sie von ihren Vorfahren übermittelt worden waren, bis hin zum Krieg in Syrien und zu der aktuellen autoritären türkischen Politik. Mit Stationen u.a. in einem irakisch-kurdischen Flüchtlingslager und dem damals umkämpften Kobane erzählt dieser Film die Geschichte von bescheidenen Menschen, die darauf bestehen - wie der Dichter sagt:
„Leben! Frei und einzeln wie ein Baum, brüderlich wie ein Wald.“
Aufgrund der zunehmend restriktiven Politik der türkischen Regierung seit 2015 konnte dieser Film in der Türkei nicht aufgeführt werden. Dies hätte die Sicherheit der Dorfbewohner gefährdet. Die Dreharbeiten und Interviews fanden hauptsächlich 2014 statt, zu einer Zeit, als die freie Meinungsäußerung noch halbwegs möglich war. Mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung wurde „Tigris Rebellen“ 2017 in Programmkinos in 12 Städten in Deutschland gezeigt.
2020 wurde der Ilisu Damm in Betrieb genommen. Etwa hundert Dörfer der Gegend, darunter auch Schkefta und die benachbarte antike Stadt Hasankeyf, wurden überflutet.
Die Bewohner von Schkefta - Suçeken
Nedim Hazar Bora
Ulrike Dufner
Adam Hurst
Kadir Yücel
Ozan Ozan
Gülşin Ketenci
Bülent Yurttaş
Erkan Akpınar
Sehrete Bozkur
Heinrich Böll Sitftung
Verschiedene Programmkinos in Deutschland, 2017
Duhok International Film Festival - autonomes kurdisches Gebiet / Irak
Dorfbürgermeister (1948 -2016)
In den 80ern saß Mahsum Kepti mehrere
Jahre im berüchtigten Gefängnis von Diyarbakir
als angeblicher Terrorist. Der Film dokumentiert
u.a. die Hochzeit von seinem jüngsten Sohn Serdar.